Kostenfreie Workshop- und Vortragsreihe ▸ Über das Projekt
Strategien für einen emanzipierten Umgang
mit behördlicher Kommunikation„Amtsdeutsch ohne Angst: Strategien für einen emanzipierten Umgang mit behördlicher Kommunikation“ ist ein Projekt, das 2025 im Rahmen des Wiener Demokratiejahres von Go like Silk konzipiert und ins Leben gerufen wurde. Das Ziel des Projekts ist es, Menschen die Angst vor behördlicher Kommunikation zu nehmen und ihnen dadurch größere Teilhabe am demokratischen Prozess zu ermöglichen.
Das Projekt basiert auf den Konzepten der Kindness Communication und des Relationalen Lesens, die von Go like Silk entwickelt wurden und bereits erfolgreich in unseren anderen Coachingkontexten für Deutsch und für Englisch umgesetzt werden.
Kommunikation ist eine intraaktive Beziehung, in der wir alle eigene Bedürfnisse, Ziele und Unsicherheiten haben. Wir kommunizieren nie alleine, wir beziehen uns immer auf andere. Das beeinflusst, wer wir sind und wie wir uns verhalten. Kindness Communication bedeutet, respektvoll damit umzugehen. Wir fragen nicht Wer gewinnt? oder Wer gibt nach? Wir fragen Wie können ich und die anderen uns zum Ausdruck bringen? Mehr zu Kindness Communication erfahren …
Das Verstehen geschriebener Texte ist nicht nur eine Frage von Sprachkompetenz, sondern verlangt ein stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein bezüglich der schriftlichen Kommunikation. Unser Konzept des Relationalen Lesens stärkt dieses Selbstbewusstsein auf emotional-kognitiver Ebene. In schriftlicher Kommunikation treffen unterschiedliche Präsuppositionen im Verfassen und Verstehen von Textsorten (Anweisungen, Bitten, Feedback etc.) aufeinander. Daraus ergeben sich unterschiedliche Handlungsbedürfnisse („Das ist zu tun.“) und Erwartungen („Was muss/darf/soll/kann ich tun?“). Teilnehmende lernen, mit diese Annahmen kompetent und eigenständig umzugehen und entsprechend der expliziten Aufträge und impliziten Verlange von Texten gezielt zu handeln. Mehr zu Relationalem Lesen erfahren …
Das Projekt besteht aus Workshops und Vorträgen, die in unregelmäßigen Abständen stattfinden und kostenfrei angeboten werden.
Das Lesen und Verstehen von behördlichen Texten ist Grundvoraussetzung für die Partizipation an einem Großteil demokratischer Prozesse. Viele Menschen aber fühlen sich von dieser Art der schriftlichen Kommunikation überfordert; es fehlt ihnen (daher) die Bereitschaft, sich zielgerichtet mit solchen Texten auseinanderzusetzen. Das kann weitreichende Konsequenzen mit sich bringen, zum Beispiel wenn Briefe wochenlang nicht geöffnet, Formulare nicht vollständig ausgefüllt oder Angebote nicht genutzt werden.
In unseren Workshops arbeiten wir mit authentischen Texten aus dem Behördenalltag in Wien (Bescheide, Ladungen, Formulare, etc.), die wir anhand unterschiedlicher Aktivitäten analysieren und verständlich machen. Teilnehmende lernen, effizient mit Amtstexten umzugehen und autonom auf sie zu reagieren. Wir besprechen dabei auch die Hintergründe und Notwendigkeit der sprachlichen Komplexität amtlicher Mitteilungen und behördlicher Dokumente in Österreich im Sinne der Gewährleistung demokratischer Prozesse.
In unseren Vorträgen diskutieren wir die Rolle offizieller Texte für die Erhaltung einer demokratischen Gemeinschaft und verorten die Relevanz von Verstehenskompetenz im persönlichen Lebensalltag in Hinblick auf Partizipation und Zugehörigkeit.
Die Workshops im Rahmen des Projekts „Amtsdeutsch ohne Angst“ sind auf die in Österreich wichtigen Konventionen des Schriftverkehrs zwischen offiziellen Stellen und Privatpersonen zugeschnitten. Wir setzen uns mit häufig in der Amts- und Behördensprache verwendeten Formulierungen auseinander und besprechen unterschiedliche sprachliche Normen und Höflichkeitsformen sowie Abkürzungen und typische informationstragende Formatierungsmuster.
Teilnehmende lernen Relationales Lesen als Methode zur aktiven Auseinandersetzung mit schriftlichen Texten. Sie erhalten Arbeitsunterlagen mit authentischen Texten aus unterschiedlichen Kontexten, Analysemodelle für unterschiedliche Situationen sowie Checklisten zum Textverständnis, zum Formulieren von Fragen und zur Analyse der eigenen Reaktionen und Bedürfnisse in schriftlicher Kommunikation.
Wir besprechen die Hintergründe und Notwendigkeit der sprachlichen Komplexität amtlicher Mitteilungen und behördlicher Dokumente in Österreich im Sinne der Gewährleistung demokratischer Prozesse. Teilnehmende lernen, die Bedeutung solcher Texte für das gesellschaftliche Zusammenleben besser nachzuvollziehen, was ihre Verstehensbereitschaft zusätzlich steigert und es ihnen erleichtert, sich aktiv in diese Prozesse einzubringen.
Die Vorträge finden jeweils ein bis zwei Wochen nach einem Workshop statt. Wir präsentieren Kindness Communication und Relationales Lesen im Sinne des Projektkonzepts und besprechen Ergebnisse der einzelnen Workshops mit Journalist:innen, Fachpersonen, Studierenden, Verwaltungspersonal etc. Bisherige Workshopteilnehmende werden eingeladen, ihre Erfahrung und Eindrücke mit dem Publikum zu teilen.
Die Vorträge dienen außerdem der fachlichen Auseinandersetzung mit Kolleg:innen zur Umsetzung des Projektkonzepts für andere Lehrkontexte und fügen sich in eine breitere Diskussion zur Bedeutung behördlicher Texte für das Funktionieren des demokratischen Zusammenlebens ein.
Die Workshops und Vorträge werden gemeinsam von den Projektleiter:innen Michèle Cooke und Michael En gestaltet und gehalten.
Das Projekt „Amtsdeutsch ohne Angst“ richtet sich an Menschen, die in Österreich leben und die Deutsch als erste Sprache oder mindestens auf B2-Niveau sprechen.
„Amtsdeutsch ohne Angst“ wurde zunächst im Frühjahr 2025 im Rahmen der Ausschreibungen der Stadt Wien für das Wiener Demokratiejahr konzipiert. Nach einem ersten positiven Bescheid zur Projektförderung stellte sich allerdings heraus, dass Go like Silk aufgrund des Status als nicht-gemeinnützige OG nicht gefördert werden konnte. Daraufhin beschlossen wir, das Projekt trotzdem auf eigene Kosten durchzuführen und gratis anzubieten.
Es ist uns ein Anliegen, auf die Problematiken rund um Amtsdeutsch aufmerksam zu machen, die Angst vor Schriftlichkeit zu enttabuisieren und konkrete Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Mit dem Projekt wollen wir einen Beitrag dazu leisten, dass mehr Menschen selbstbestimmt mit schriftlichen Texten interagieren können und sich dabei wohlfühlen.
To be fluent means to flow.
Go like Silk